Filmpromo.de – Trends und Best Practice Communication Cases aus der Entertainment-Industrie

Trends und Best Practice Communication Cases aus der Entertainment-Industrie

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Zugegeben: Es ist etwas still geworden auf diesem Blog. Standen besonders in der zweiten Jahreshälfte neben Filmpromo einige andere Themen auf meiner Agenda, so hielt ich in meiner Tätigkeit als Trendforscher doch auch immer die Augen und Ohren offen und verfolgte das Geschehen in der Entertainment-Branche.

Facebook, Twitter, Instagram, Apps, Flashmobs und Augmented Reality, Second Screen aber eben auch Nachhaltigkeit waren die großen Themen in Punkto Kommunikation und Vermarktung von Filmen.

Besonders die innovativen und aufmerksamkeitsstarken Kampagnen für den neuen James Bond Film Skyfall und für Peter Jackson’s Hobbit sorgten für digitales Geflüster.

In London erweckete der Coke-Automat in einem der größten Bahnhöfe der Stadt den 007 in der Kundschaft und sorgte damit für einen Flashmob der etwas anderen Art.
Auch in Schweden sorgte eine Werbestunt für eine Überraschung im Kinosaal. Bei einigen Besuchern einer Vorstellung von Skyfall in Stockholm hat vor Beginn des Filmes ihr Limonadenbecher geklingelt.

Dazu wurde in einige Becher das zu bewerbende wasserdichte Smartphone von Sony versenkt. Vor Beginn des Films zoomte eine Computeranimation im Stil eines Agentenfilms aus dem Weltall auf das Kinotheater herab und kündigte an, in Kürze mehrere Gewinner zu signalisieren. Mehrere Besucher erhielten daraufhin einen Anruf und zogen überrascht ein klingelndes Smartphone aus ihrem Getränk.

Auch für den Hobbit wurde selbstverständlich auf innovative Art und Weise die Werbetrommel gerührt. So hat das britische Unternehmen Brainient, Spezialist auf dem Gebiet der interaktiven Werbung, eine Werbekampagne lanciert, die von der Gestikkontrolle der Microsoft Kinect Gebrauch macht.

Die Kampagne für den Hobbit wurde nur in Großbritannien innerhalb ausgewählter Anwendungen auf der Xbox-Live-Plattform ausgestrahlt. Zuschauer erhielten die Möglichkeit, mithilfe von Handbewegungen zum Beispiel Bildergalerien anzusehen oder die Biographien der teilnehmenden Schauspieler zu lesen.

Noch vor der großen Übernahme durch Facebook und der angekündigten Änderung der Nutzungsbedingungen, fiel die Fotoapplikation Instagram mit einer interessanten Filmkampage auf.

Im Rahmen der Viennale veranstaltete die Brillenmarke Silhouette einen Instawalk, also eine Tour zu Drehorten des Films 360 von Fernando Meirelles, der bei dem österreichischen Filmfestival gezeigt wurde.

Die Edelbrillenmarke lud die ersten 30 Personen, die über Facebook zugesagt hatten, auf eine Fototour zu Originaldrehorten ein. Nutzer der Fotoapp waren dabei aufgefordert, festgehaltene Impressionen unter dem Stichwort #silhouetteinstawalk hochzuladen. Das beste Foto wurde mit zwei Karten für die Abschlussgala der Viennale belohnt und vom Brillenhersteller veröffentlicht.

Aber nicht nur neue Plattformen und Kanäle wie eben Instagram oder Pinterest wurden gerne von den Studios für ihre Filme benutzt. So hat sich Facebook in der Zwischenzeit zum sozialen Muss bei jeder Filmkampagne entwickelt. Doch gilt es auch hier, nicht immer die gleichen Mechanismen zu nutzen sondern neue Wege auch im Vertrieb der Filminhalte zu gehen.

Social Viewing Experimente gab es schon vor einiger Zeit. Die Facebook-Anwendung Flick Launch macht es möglich, Filme direkt in Facebook-Seiten zu integrieren und diese von dort aus zu streamen. Der Service fungiert als eine Art Video-on-Demand, wobei ein einzelner Film für den Zuschauer zwischen einem und fünf Dollar kostet. Bezahlt wird via PayPal oder Facebook Credits. Die Filme lassen sich ohne regionale Einschränkung abspielen. Diverse Zusatzfunktionen ermöglichen es, die Filme zu kommentieren oder in Echtzeit mit Freunden zu chatten.

2012 startete Warner Bros. eine Anwendung zum Streamen neuester Fernsehshows auf mobilen Geräten, die Nutzer als Dankeschön für ihre Publicity in sozialen Netzwerken mit Gratisinhalten belohnt. Über Day After US können einzelne Folgen populärer Serien einen Tag nach ihrer Ausstrahlung im Fernsehen kostenfrei angesehen werden. Für ältere Folgen und Staffeln muss eine Gebühr entrichtet werden. Jene Nutzer, die das Anschauen von Serien wie “Gossip Girl” über die Anwendung ihren Facebook-Freunden mitteilen, erhalten bestimmte Folgen kostenfrei.

Wer nicht nur mit Inhalten belohnt werden will sondern für das Konsumieren von Videos, insbesondere Filmtrailer, mit Geld bezahlt werden möchte, für den lohnt sich ein Blick auf das Berliner Start-Up Flimmer.de

Bei Flimmer werden Trailer zu aktuellen Kinofilmen, DVDs und aus dem Angebot des Video-on-Demand-Dienstes Videoload gezeigt. Registrierte Nutzer können sich hier Trailer aussuchen und danach Quizfragen zum Film beantworten. Richtige Antworten werden mit Geld honoriert, das dem Nutzer gutgeschrieben wird. Das Guthaben kann bereits ab vier Euro eingelöst und gegen Kinotickets, DVDs oder Filmstreams eingetauscht werden. Eine Idee, die selbst eine Hollywood-Größe wie Roland Emmerich so überzeugt hat, dass er als Gesellschafter eingestiegen ist.

Das Beispiel Flimmer zeigt, dass es auch im Filmbereich noch Möglichkeiten gibt, neue Geschäftsfelder aufzudecken, auch wenn diese sich erst beweisen müssen. Eines ist aber klar und eindeutig erkennbar: Nachhaltigkeit wird wichtiger denn je. Eine spektakuläre Aktion, kann die Aufmerksamkeit für ein Thema kurzfristig erzeugen. Ob diese Aufmerksamkeit jedoch nachhaltig wirkt, darf stark bezweifelt werden. Aus diesem Grund möchte ich den zweiten Teil dieses Beitrags den Promotionmaßnahmen zahlreicher Low- bzw. No-Budget Filmen widmen, von denen es 2012 einige absolut erwähnenswerte gab. Sie schafften das, was vielen Hollywoodfilmen nicht gelang: Sie blieben im Gedächtnis hängen!

Nehmen wir zum Beispiel Taste The Waste von Valentin Thurn. Der Dokumentationsfilm aus dem Jahr 2010 widmet sich dem Thema der Wegwerfgesellschaft und richtet sich mit einem Appell an sein Publikum: Werft weniger Lebensmittel weg und tausch sie stattdessen mit anderen. Doch es blieb nicht nur bei der Doku, die in der Presse einiges an Echo bekam. So nutzten Valentin Thurn und sein Team 2012 die Plattform Startnext um ihr Vorhaben via Crowdfunding in die Tat umsetzen zu können. Mit Erfolg, denn rund eineinhalb Jahre nach Start des Kinofilms, wurde mit dem Geld der “Fans” die Plattform Foodsharing ins Leben gerufen, auf der nicht benötigte Lebensmittel getauscht und abgegeben werden können.

Das  Projekt soll zur Bildung einer Gemeinschaft verhelfen, in der Lebensmittelverschwendung verpönt ist. Die Plattform und eine mobile Anwendung ermöglichen es Einzelpersonen und Unternehmen heute, nicht benötigte Lebensmittel zu inserieren und abzugeben. Andere Mitglieder können dann kostenfreie Lebensmittel in ihrer Nähe finden, sie durch ein elektronisches Ticket sichern und anschließend abholen.

In der Zwischenzeit ist der Film zu Gunsten der Plattform in den Hintergrund geraten und funktioniert heute als Werbung für Foodsharing. Taste The Waste kann heute sogar in voller Länge kostenlos auf YouTube gesehen werden.

Dass sich besonders das Format des Dokumentationsfilms für die nachhaltige Platzierung von Themen eignet, zeigen zwei andere Beispiele aus dem Jahr 2012. Sowohl die deutsche Produktion Speed als auch der österreichische Film What Happiness Is befassen sich direkt oder indirekt mit dem Thema Glück in unserer Gesellschaft. Während sich der deutsche Regisseur Florian Opitz in Speed diesem Thema über die Frage nach der verlorenen Zeit nähert, geht das Team um Filmemacher Harald Friedl den direkten Weg. Bhutan ist der einzige Staat in der Welt, in dem es das Bruttonationalglück gibt, und das Glück der Einwohner somit in der Verfassung verankert ist.

Auf dem Blog zum Film startet das Filmteam einen einzigartigen Versuch, das Prinzip des Bruttonationalglücks auch auf Österreich anzuwenden und bietet dazu einen Online-Fragebogen und andere weitreichende Informationen rund um das Thema an. So wird aus einem Film der Versuch, nachhaltige Änderungen im eigenen Land zu erreichen. Gespannt verfolge ich die Entwicklungen rund um die Seite und natürlich auch, wann sich die erste Partei in der Alpenrepublik dem Thema annimmt.

Ein Beispiel für nachhaltige Kommunikation in der Unterhaltungsbranche möchte ich noch bringen. Auch hier handelt es sich um eine Dokumentation, nein besser eine Mockumentary. Die Rede ist von FRAKTUS, dem vermutlich lustigsten deutschen Film des Jahres 2012.

Unfassbar komisch zeigt die Komikertruppe von Studio Braun aus Hamburg rund um Rocko Schamoni in dieser herrlichen Persiflage auf die gesamte Elektromusik-Szene den Versuch einer Wiedervereinigung der legendären 80er Jahre Band FRAKTUS (die es natürlich nie gegeben hat).

Im Film schaffen es Bernd “Kongozunge” Wand, Dirk Eberhard “Dickie” Schubert und Thorsten “Ötzi” Bage nach einigem Hin un Her natürlich, die Herzen der Fans nach einigen Anlaufschwierigkeiten wieder zu gewinnen. Doch was viel erstaunlicher ist, ist die Tatsache, dass es die Band in der Zwischenzeit auch in der Realität zum echten Chartstürmer geschafft hat.
Denn womit man vermutlich nicht gerechnet hat, wurde tatsächlich wahr. Im Vorfeld des Kinostarts tauchten Interviews und alte Musikclips aus den 80er Jahren auf. So wurden Hits der Band wie zum Beispiel Affee sucht Liebe, A.D.A.M. (All die armen Menschen) oder Kleidersammlung einem großen Publikum zugänglich. Die YouTube-Clips wurden bis Ende 2012 jeweils knapp 100.000 Mal gesehen und haben sich damit zu viralen Erfolgen entwickelt.

Doch damit nicht genug entschieden sich die Komiker aus Hamburg nach dem Erfolg des Films auch für die Weiterführung des Spiels in der Realität. So gehen FRAKTUS im Frühjahr 2013 auf Deutschland-Tour und natürlich gibt es die größten Hits inklusive der neuen Version des Klassikers Affe sucht Liebe von Hit-Produzent Alex Christensen auch als Album bei Amazon und iTunes zu kaufen bzw. bei Spotify zum Stream.

Der Fake-Mythos FRAKTUS lebt nun also auf und zeigt, dass Filme mit einer entsprechenden Idee in Zukunft nicht nur kurzfristig für Aufsehen sorgen können sondern das Leben der Menschen auch in anderen Bereichen begleiten können. Egal ob man nun glücklicher werden, etwas für die Umwelt tun oder einfach nur seinen musikalischen Horizont erweitern möchte.

Ein Kommentar zu “Nachhaltigkeit als Chance – Wie Low- und No-Budget Filme einmal mehr zeigen wohin die Reise geht”

  1. Merzmensch sagt:

    Danke für die Übersicht – vieles davon ist mir entgangen. Was FRAKTUS angeht, freue uich mich, dass Mockumentary weiterhin als ein Genre geführt wird – da bin ich ein grosser Fan von 🙂

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