Angeregt durch einen aktuellen Beitrag in der Wirtschaftswoche über iBeacons und einen Artikel in den GFM-Nachrichten über den Mobile Nation Day der am 10. Februar 2014 in Hamburg über die Bühne ging und am 2. April in München stattfinden wird, möchte ich mich in diesem Beitrag dem Thema BLE widmen. Bluetooth Low Energy Beacons bzw. das von Apple auf den Namen iBeacons getaufte System ist eine vielversprechender Möglichkeit , die besonders für den Handel und Eventveranstalter und damit auch für die Unterhaltungsindustrie als Content-Provider sehr spannend werden könnte.
In dem Beitrag wird auch von dem britischen Verlag Exact Editions berichtet, der als erster Publisher mit iBeacons bzw. BLE experimentiert. So sollen in dem auf ByPlace genannten Projekt lokal begrenzte Inhalte angeboten werden. Konkret bedeutet das, dass digitale Publikationen aus dem Hause Exact Editions mit Hilfe von Apps an bestimmten Orten (und nur an diesen Orten) automatisch zugänglich gemacht werden. Mithilfe der iBeacons die in Cafés oder Hotels montiert sind, wird erkannt, ob sich ein Nutzer Umfeld befindet und damit Zugriff auf die Magazine hat. Verlässt der Nutzer den Umkreis, sind die Inhalte automatisch nicht mehr abrufbar.
Natürlich sind Kaffeehäuser und Hotels nicht die einzige Lokalitäten, in denen der Einsatz von BLE Sinn macht. Egal ob Kaufhaus, Frisör oder Kino… die Möglichkeiten sind vielfältig. Wie immer kommt es am Ende auf die Nutzer-Aktzeptanz an, die vor allem durch entsprechendes Interface Design, einfache Handhabung und den Einsatz des richtigen Inhalts zur richtigen Zeit am richtigen Ort erhöht werden kann.
Ein sehr tolles Beispiel für den innovativen Einsatz von iBeacons stammt von der Digitalagentur Prophets aus Belgien, die die Technologie für das Rubenshuis in Antwerpen erstmals im Museumsumfeld testen. Besuchern mit iPhones werden während des Besuchs zusätzliche Inhalte auf ihr Smartphone gesendet. Die zugehörigen Sensoren sind überall im Gebäude installiert. Ihre geringe Größe und die kabellose Verbindung per Bluetooth Low Energy bieten den Vorteil, dass sich die Sensoren ohne Eingriff in die Architektur einfügen lassen. Nutzer in unmittelbarer Umgebung erhalten Push-Benachrichtigungen, über die sie Ultraschallscans der Kunstwerke, Fragen zum alten Meister Peter Paul Rubens sowie ein GPS-System, welches das komplette Gebäude abdeckt, aufrufen können.
Für Filmverleiher wird es spannend, mit den eigenen Inhalten in den BLE-unterstützten Applikationen der POS-Betreiber zu gelangen. Gleichzeitig muss aber sichergestellt werden, dass die Trailer, Features oder sogar komplette Filme zu den jeweiligen Örtlichkeiten passen.
Dass sich die Nutzungssituation selbst vor Ort an unterschiedlichen Stellen unterscheidet, zeigt das Kaufhaus Macy’s in den USA. In einem Pilotprogramm wurden in zwei Filialen iBeacons-Transmitter, shopBeacons genannt, angebracht. Macy’s kann über diese Transmitter seine Kunden im Geschäft tracken und ihnen Angebote auf das iPhone oder iPad übermitteln, sofern sie die App von Macy’s oder Shopkick nutzen. Welches Angebot verschickt wird, hängt vom Standort des Kunden ab. Zusätzlich nutzt Macy’s iBeacon, damit Kunden zu Hause ihren Einkauf vorbereiten können und dann im Laden an die Produkte erinnert werden, die sie kaufen wollten.
Auch in Deutschland gibt es mit Yoints aus Hamburg, Sensorberg und Shopnow (beide aus Berlin) bereits verschiedene Unternehmen aus Hamburg, die BLE-Lösungen anbieten. Yoints plant laut Berichten eine Zusammenarbeit mit der Drogeriekette Budniskowsky und richtet sich, wie das Axel-Springer Start-Up Shopnow mit seiner App in erster Linie an Endverbraucher. Sensorberg hingegen präsentiert sich als “iBeacond Management Platform” und damit als B2B-Service, der neben Hardware auch entsprechende Auswertungen über die Nutzung mitliefet.
Abseits all der grundsätzlich bahnbrechenden Möglichkeiten, die Bluetooth Low Energy bzw. Apples iBeacons bieten, steht neben dem oben angesprochenen großen Fragzeigen zur Nutzer-Akzeptanz vor allem das Problem im Raum, dass viele Nutzer gerade in Europa vor der potentiell möglichen totalen Überwachung nun auch am Point of Sale (zurecht) Angst haben und damit möglicherweise vor einer Nutzung zurückschrecken. Die Tatsache, dass POS-Betreiber durch den Einsatz von iBeacons genau wissen könnten, wo und wie lange sich ein Kunde im Laden aufhält und welche Inhalte er konsumiert, ist zwar für den Betreiber toll. Der Kunde wird dadurch nun aber auch im Handel ähnlich gläsern wie er es im WWW ohnehin bereits ist.
Das Fazit lautet also: iBeacons bieten vielfältige Möglichkeiten zur Distribution von digitalen Inhalten auf mobile Endgeräte. In Verbindung mit exzessivem Kundentracking kann sich daraus aber im Post-Snowden Zeitalter schnell ein Boomerang für den Anbieter entwickeln. Die Auswahl der Vertriebspartner auf POS-Seite stellt daher ein zentrales Kriterium bei BLE-Projekten dar.